Frankenthal Gruß vom Wüstenplanet: Alternative-Rock-Band Not My President mit Premiere im Gleis 4

Drei Musikvideos hat die Rockband Not My President im Frankenthaler Gleis 4 gedreht.
Drei Musikvideos hat die Rockband Not My President im Frankenthaler Gleis 4 gedreht.

Um sich von umstrittenen Staatenlenkern wie Donald Trump zu distanzieren, benutzt man den Ausspruch „Not My President“. Danach haben vier Mannheimer Musiker ihre Alternative-Rock-Band benannt. Im Frankenthaler Gleis 4 entfachen sie ein Synthesizer-Inferno und feiern eine Song-Uraufführung. Für ihre mollgetränkten Harmonien lassen sie sich auch von einem Science-Fiction-Klassiker inspirieren.

Wie man sich durch geistige Selbsterkenntnis menschlich weiterentwickeln kann, indem man charakterliche Mängel behebt und belastende Erinnerungen aufgibt, davon handelt der Song „Blind Man I Can See“ der Mannheimer Alternative-Rockband Not My President. In einem Konzert im Frankenthaler Kulturzentrum Gleis 4 brachte das Quartett dieses Stück zum ersten Mal auf einer Bühne öffentlich zu Gehör. Dabei erinnert der düster stampfende Synthie-Rock-Sound des Vierers an Depeche Mode, Nine Inch Nails und Faith No More. In der englischen Umgangssprache bezieht sich die Phrase „Not My President“ auf wenig beliebte Staatenlenker wie Donald Trump, wenn man sich von solchen Politfiguren distanzieren will. Diese Redewendung verpassten sich Sänger Andreas Eichenauer, Keyboarder David Heiner, Bassist Aaron Heinz und Schlagzeuger Johannes Hamm als Bandname. In diesem Zusammenhang kultiviert das Quartett mollgetränkte Harmonien verbunden mit effektgeladener Gitarren- und Synthesizer-Arbeit.

Shownebel statt Rauch vom Grill

„Es sind 30 Grad draußen. Man könnte auch den Grill anschmeißen. Es ist wahnsinnig viel wert, dass ihr den Weg hierher gefunden habt“, bedankte sich Sänger Andreas Eichenauer beim Publikum, das aus überschaubaren 20 Leuten bestand. Im Grunde ist das Hauptinstrument von Andreas Eichenauer das Schlagzeug, bei Not My President gibt der schwer tätowierte 31-Jährige jedoch den singenden Frontmann, der auf seinem rechten Bizeps ein grau gestochenes Porträtbild von Queen-Sänger Freddie Mercury trägt und gelegentlich die Tasten eines Synthesizers bedient. Offenbar zogen es viele Frankenthaler vor, bei dem herrlichen Frühsommerwetter in Biergärten zu sitzen, statt sich in einen schummrigen Musikclub zu begeben. Doch nun müssen diese Menschen damit leben, ein hervorragendes Rockkonzert im Gleis 4 verpasst zu haben: Dünner weißer Shownebel legte sich über die in tiefes Scheinwerferrot getauchte Bühne.

Sehenswerter Dokumentarfilm

„Geht jemand gerne ins Kino? Also nicht Netflix oder Ice Age“, erkundigte sich Sänger Andreas Eichenauer, der ein Studium an der Mannheimer Popakademie abgeschlossen hat, in Bezug auf den folgenden Song „Arrakis“. Für dieses Stück zogen die Songschreiber Inspiration aus dem Science-Fiction-Klassiker „Dune“ (1984) und den zugrundeliegenden Romanen des Schriftstellers Frank Herbert. Im fantastischen Dune-Kosmos trägt ein ferner Wüstenplanet den Namen Arrakis. Darüber hinaus übt die Dune-Filmmusik des deutschen Komponisten Hans Zimmer auf die Alternative-Rock-Band große Faszination aus. Denn vor drei Monaten kam die Fortsetzung „Dune: Part Two“ in die Kinos, als zweiter Teil einer neuen Trilogie von Regisseur Denis Villeneuve. Als Fernsehtipp nebenbei: In der ZDF-Mediathek steht ein sehenswerter Dokumentarfilm namens „Der Rebell von Hollywood“ über Lichtspiel-Komponist Hans Zimmer online.

Explodierendes Energiebündel

Im Gleis 4 gab Drummer Johannes Hamm als explodierendes Energiebündel mit präzise hämmernden Schlägen den Rhythmus vor. Und Bassist Aaron Heinz, der einen E-Bass des berühmten Modells Epiphone Thunderbird verwendet, erfüllte gelegentlich die Aufgabe eines melodieführenden Lead-Gitarristen. Vor einem Jahr drehte die moderne Rockband drei Musikvideos im Saal des Kulturzentrums Gleis 4, zum Beispiel für den Song „Layin’ on my Shoulder“. In solchen Momenten lässt das klanglich abgründige Viergespann an 90er-Alternative-Größen wie Richard Patricks Filter und Jane’s Addiction denken. Denn bei einer musikalisch schwer zu kategorisierenden Combo wie Not My President sind die stilistischen Grenzen durchlässig.

Nach einer intensiven Stunde endete das Gastspiel in Frankenthal mit einem vertrackten Schlagzeug-Solo und in einem elektronischen Synthie-Inferno. Am Freitag, 21. Juni, werden Not My President ein feierliches EP-Release-Konzert im Jugendkulturzentrum Forum in Mannheim spielen.

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