Vor der Wahl Grüne Landratskandidatin Merz: „Im Ehrenamt steckt viel Potenzial“

Barbara Christina Merz.
Barbara Christina Merz.

Einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, Mobilität auch für Menschen ohne eigenes Auto ermöglichen: Das möchte die Grünen-Kandidatin Barbara Christina Merz.

Ein neues Gesicht in der Kommunalpolitik der Südpfalz ist Barbara Christina Merz. 2019 ist sie den Grünen beigetreten. Doch dann kam Corona und hat ihre Ambitionen erst einmal gebremst. Nun will sie durchstarten: Sie kandidiert nicht nur für das Amt der Landrätin, sondern steht auch auf den Listen für Kreistag, Stadtrat Wörth und den Ortsbeirat Maximiliansau. „Wenn mir Menschen das Vertrauen aussprechen, werde ich auch zur Verfügung stehen“, sagt die 44-Jährige. Sie habe schon immer eine Meinung gehabt, nun wolle sie sich auch einbringen. Erfahrene Kreistagsmitglieder informieren und unterstützen sie.

Merz ist im Murgtal aufgewachsen, hatte aber über den Beruf ihres Vaters stets einen Bezug zu Gaggenau und Daimler. Ihre Mutter stammt aus Maximiliansau. Doch erst ging es weiter weg: In Freiburg und Dublin hat sie Theologie, Philosophie und Anglistik studiert – und beim Unisport ihren heutigen Mann kennengelernt, wie sie mit einem Lächeln erzählt.

Zurück in die Pfalz

Eigentlich wollte sie Seelsorgerin werden. Doch in diesem Bereich waren die Stellen begrenzt. Also ging es für ein Referendariat im Lehramt nach Braunschweig. Damals war Merz noch Mitglied in der katholischen Kirche, inzwischen ist sie ausgetreten. Da sie im Lehramt nicht ihre Zukunft sah, probierte sie sich in anderen Feldern aus. Und sie zog in die Pfalz: in das Elternhaus ihrer Mutter nach Maximiliansau

2012 hielt sie bei der Hochzeit ihrer Schwester ihre erste offizielle Hochzeitsrede und hatte damit einen neuen Beruf gefunden: 2014 hatte sie als „Pfarrerersatz“ abseits der Kirche schon 30 Trauungen gehalten. Dabei ist Merz keine Hochzeitsplanerin, sondern übernimmt Feiern für Familien, wie Willkommensfeiern für den Nachwuchs als Alternative zur Taufe, Hochzeiten, aber auch Trauer- und Gedenkfeiern. 2020 stellte die Coronazeit „einen harten Einschnitt für die Selbstständige“ dar, sagt sie im Gespräch mit der RHEINPFALZ. 2022 lief das Geschäft wieder gut an, doch inzwischen sei eine Zurückhaltung spürbar. Parallel hat Merz eine Ausbildung zur Kunsttherapeutin absolviert und arbeitet in einer Rehaklinik mit Suchterkrankten.

Ein Schwerpunkt ihrer Agenda: „Klima- und Umweltpolitik, die Sorge um die Artenvielfalt, das ist doch unsere grüne DNA.“ Der Fluss und die Wiesen veränderten sich, „wo sind die Schmetterlinge, wo sind die Insekten – das ist direkt vor der Haustür“, sagt sie. Allerdings ist ihr klar: „Ich weiß, dass wir alleine nicht das große Rad drehen können. Aber ich kann etwas beitragen.“ Auch das Thema der klimaschonenden Energien ist ihr wichtig. Dabei findet sie auch das Geothermie-Projekt zwischen Stadt Wörth, EnBW und Daimler Truck spannend. Das Ziel sei saubere, sichere, dezentrale Energie, möglichst in Bürgerhand. Das Thema Mobilität hat für Merz auch eine demokratische Komponente. „Wir brauchen einen besseren ÖPNV und bessere Radwege, auch für Menschen ohne Führerschein“, sagt sie. „Da haben wir noch viel Potenzial.“

Menschen dürfen keine Nummer sein

In Sachen Zugänglichkeit der Kreisverwaltung hat sie eine klare Haltung: „Ämter sind für die Menschen da. Wir brauchen nicht weniger Leute“. Vielmehr müsse es dem vorhandenen Personal möglich sein, „sich um Menschen in Ausnahmesituationen zu kümmern“. Öffnungszeiten und persönliche Begegnungen seien wichtig, „die Menschen müssen sich gegenseitig kennen, sie dürfen nicht nur eine Nummer oder ein Fall sein“. Dabei spricht sich Merz für einen Infoschalter aus.

Beim Thema Schulstandort unterstützt Merz, dass das neue Gymnasium nach Rheinzabern kommt. Aber sie kann sich vorstellen, dass sich auch Bellheim noch erweitern lässt. „Wir brauchen eine breite Bildungslandschaft“, sagt sie. Man müsse auch den Kreis für Lehrkräfte attraktiver machen, „mit Schulgebäuden alleine ist es nicht getan“.

Wenn es darum gehe, zugewanderte Menschen zu integrieren, brauche es Offenheit von beiden Seiten, sagt Merz. Entscheidungen bei Flüchtlingen dauerten zu lange, „sie müssen arbeiten dürfen“. Da es wichtig sei, auch diese Menschen in den Arbeitsmarkt zu bringen, könnte es vielleicht auch zeitweise Arbeitsgenehmigungen geben, regt sie an.

Die beste Lösung suchen

Als Landrätin müsste sie viel jonglieren, sagt sie, „man kann ja nicht selbst bestimmen“. Sie habe Respekt vor Orten und Städten. Man müsse vor Ort prüfen, wie die beste Lösung aussehen könnte. „Was bekommen wir mit den beschränkten Mitteln hin?“ Dabei möchte sie Bürger, Vereine und Unternehmen mit ins Boot nehmen. Klar sei aber auch: „Wir können nicht alle Wünsche erfüllen.“

Die Landratskandidatin möchte Menschen Mut machen, sich zu engagieren. „Wir brauchen sehr viel mehr Leute, die ihre Sicht der Dinge einbringen“, im Ehrenamt sieht sie noch viel Potenzial. Ihre Sicht sei „die der kleinen Soloselbstständigen.“ Sie wünsche sich, in einer bunten Gesellschaft zu leben, sagt Merz, die selbst ehrenamtlich chronisch Erkrankte betreut.

Die schon erschienen Porträts von Landratskandidaten finden Sie unter diesen Links: Martin Brandl (CDU), Ziya Yüksel (SPD) und Bernd Schattner (AfD).

Termin

Podiumsdiskussion mit den Landratskandidaten am Mittwoch, 15. Mai, 19 Uhr (Einlass 18.30 Uhr), Festhalle Wörth

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