Kreis Kusel Fazit nach vier Monaten E-Rezept: Urteile von Ärzten und Apothekern gehen auseinander

Ein Mitarbeiter einer Apotheke steckt eine Gesundheitskarte in ein Lesegerät.
Ein Mitarbeiter einer Apotheke steckt eine Gesundheitskarte in ein Lesegerät.

Seit rund vier Monaten ist das E-Rezept Standard. Dennoch kommt es immer wieder zu Störungen. Auch Ärzte und Apotheker im Kreis Kusel bleiben davon nicht immer verschont.

„Der ganz große Wurf ist das E-Rezept nicht“, lautet die Zwischenbilanz des Allgemeinmediziners Roland Alt aus Offenbach-Hundheim. Denn oft gebe es Probleme im täglichen Ablauf, etwa wenn die Übertragung zu lange dauere. Dann verzögere sich die Einlösung in der Apotheke. In diesen Fällen drucke die Praxis wieder Papierrezepte aus, um den Vorgang zu beschleunigen.

Für den Patienten könne es aber auch zu längeren Wartezeiten kommen, da das E-Rezept vom Arzt signiert werden muss, erläutert der Offenbacher Arzt. Da die Behandlung Vorrang habe, „kommt es schon vor, dass der Patient in der Apotheke auf sein Rezept etwas warten muss“. Auch entstünden für die Arztpraxis ein Mehraufwand und höhere Kosten, gibt Alt zu bedenken. Dies sei dann der Fall, wenn ein verschriebenes Medikament in der Apotheke nicht verfügbar sei.

Häufig Nachbearbeitungen nötig, aber hohe Sicherheit

Überwiegend gut sind hingegen die Erfahrungen, die Christiane Leyser, Allgemeinmedizinerin in Kusel, mit dem E-Rezept bisher gesammelt hat. Ihre Praxis habe sich schon früh auf diesen neuen Weg vorbereitet. Nur selten kämen Rückfragen von Apotheken, was sie auf eine spezielle Software der Praxis zurückführt. Bisher sei erst einmal ein Ausfall aufgetreten.

Nicht reif für den Endverbraucher ist das elektronische Rezept aus Sicht von Björn Göddel, der in Herschweiler-Pettersheim die Tiger-Apotheke betreibt. Häufig seien Nachbearbeitungen nötig, da Fehler gemeldet oder Chargen nicht erfasst werden. Zu den Vorteilen rechnet Göddel, dass manche Abläufe beschleunigt wurden, Abgabefehler nahezu ausgeschlossen seien und damit eine hohe Sicherheit gewährleistet sei. Allerdings gebe es noch „Luft nach oben“, was Nachbesserungen an der Technik betreffe. „Papier war geduldiger“, resümiert der Apotheker.

Zeitverzögert oder gar nicht lesbar

Eigentlich ganz gut habe sich das E-Rezept angelassen, findet Markus Frenzel von der Apotheke am Markt in Waldmohr. Allerdings blieben immer wieder auftretende, nicht vorhersehbare Ausfälle anstrengend und führten zu „unrunden Abläufen“. Unverändert Probleme registriert Steffen Mayer von der Kuseler Engel-Apotheke. Immer wieder träten technische Störungen auf. Verschreibungen seien dann nur zeitverzögert oder überhaupt nicht lesbar. Dies mache Nachfragen bei den Ärzten notwendig.

Das E-Rezept, das der Arzt oder die Ärztin ausstellt, ist auf einem Server gespeichert. Über die elektronische Gesundheitskarte des Patienten, über eine App oder einen Papierausdruck des E-Rezepts kann das verschriebene Präparat in der Apotheke digital eingelöst werden. Laut einer Umfrage des Apothekerverbandes dominiert die Einlösung über die elektronische Gesundheitskarte. Ein weiterer Weg, E-Rezepte vollständig digital einzulösen, ist das Cardlink-Verfahren, das von Versandapotheken favorisiert wird.

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