Kleinfischlingen Kurt von Nida veröffentlicht Buch über die Bedeutung von Wasser

Autor und Naturschützer Kurt von Nida zieht auch heute noch gerne die Gummistiefel an.
Autor und Naturschützer Kurt von Nida zieht auch heute noch gerne die Gummistiefel an.

Als Kind ist er durch die Pfützen gesprungen – und hat es geliebt. Heute ist Kurt von Nida begeisterter Naturschützer und 75 Jahre alt. Bei Bedarf zieht er immer noch die Gummistiefel an und watet durchs Wasser. Von seinen Erfahrungen erzählt er in einem Buch.

Das Wasser ist sein Element. Aber Kurt von Nida sorgt sich um das wertvolle Nass. Sein kürzlich erschienenes Buch erzählt von dieser abgrundtiefen Sorge. „Das Ändern ist des Wassers Lohn, so lernt vom Wasser die Region“ lautet der volksliedhaft-poetische Titel des 192 Seiten umfassenden Bands. Ein sehr persönliches Buch: Viele Geschichten werden erzählt, die sich zu einem Mosaik der Erfahrungen zusammenfügen. Ein heimatverbundenes Buch: Die Südpfalz – vom Autor konsequent Siedpfalz genannt – dient als Beispiel für eine weltweite Entwicklung. Und eine bittere Anklage: Die Menschheit gräbt sich selbst das Wasser ab, stellt von Nida fest: „Unsere Flächen sind entwässert, das lässt sich nicht mehr zurückdrehen.“

Um kurzfristige Vorteile zu erlangen, so seine Analyse, werde das preisgegeben, was früher Klimaveränderungen und Wetterextreme abgepuffert hat. Der Grundwasserspiegel sinkt ab, die Neubildung des Grundwassers ist um 50 Prozent verringert. Zudem sei das Wasser durch Überdüngung verseucht. In der Ebene müsse man Tiefbrunnen bohren, weil man „weiter oben das Wasser nicht mehr saufen kann“. Was in den Rhein und Neckar fließt, so der Autor, sei inzwischen zu 90 Prozent Abwasser – und das kehrt im ewigen Kreislauf wieder zu uns zurück. „Die Welt muss sich ändern“, stellt der Naturschützer schlicht fest und verweist auf den Buchtitel. Der dauerhafte Wille zur Veränderung sei die einzige Chance gegen die dramatischen ökologischen Entwicklungen – das ist die Kernbotschaft. Damit das geschieht, geht er weiter, Schritt für Schritt, und scheut auch vor Konflikten nicht zurück. Vor allem mit einigen Großbauern, die in seinen Augen nicht nur zu viel düngen. „Die tun alles, um mich zu ärgern. Da wird ein Blührand mit Herbiziden abgespritzt und immer wieder in eine Orchideenwiese reingezackert. Rücksichtslos.“

Mit dem Kopf durch die Wand

Ein Leben lang habe er gekämpft, „immer mit ’m Kopf wedder die Wand“. Für eine intakte Natur und gegen den drohenden Klimawandel hat er gestritten, gegen Rücksichtslosigkeit und Ignoranz. Die Rückschau des 75-Jährigen fällt bitter aus: „Es ist zu spät, die Klimakatastrophe lässt sich nicht mehr aufhalten.“ Das klingt nach Resignation, aber von Nida gibt nicht auf. „Man ist halt drin im Rad und strampelt immer weiter.“ Gemeinsam mit seiner Frau Regina ist und bleibt der ehemalige Apotheker aktiv – „motivierend, organisierend, koordinierend, vernetzend“, so beschreibt er selbst sein Engagement.

Auf verschiedenen Wegen ist er seit Jahrzehnten in Sachen Naturschutz unterwegs. Selbst anpacken und machen – das ist der erste Weg. Er hat gemeinsam mit Gleichgesinnten natürliche Lebensräume gestaltet und gepflegt, meist Tümpel, Teiche und Blühwiesen. „Man muss etwas sehen“, sagt von Nida. Gleichzeitig sei es ihm immer um Breitenwirkung, um konstruktive Zusammenarbeit und Vernetzung mit Behörden, Kreisen und Kommunen gegangen. Die Kooperation reicht bis ins Jahr 1974 zurück. Sein hoher Bekanntheitsgrad und ein wenig auch „die Weisheit des Alters“ seien heute hilfreich. Seit etwa zehn Jahren konzentriert von Nida seine Aktivitäten auf den Naturschutzverband Südpfalz.

Als Tochter dieses Verbands, der die Arbeit zahlreicher ehrenamtlicher Naturschützer koordiniert, wurde 2014 die NaturStiftung Südpfalz gegründet. Sie verwaltet, teils in ihrem Eigentum, teils in Pacht, etwa 330 Hektar Flächen, die im Rahmen der Aktion Südpfalz-Biotope betreut, gepflegt und gestaltet werden. Das Ziel: ökologische Aufwertung und Vernetzung. Mähwiesen, Kleingewässer und Ackerland mit Blühstreifen gehören zu den Flächen. Als Zentrale dieser naturschützenden Bewegung haben die von Nidas ihr eigenes Haus in Kleinfischlingen zur Verfügung gestellt. Dort arbeiten inzwischen acht Hauptamtliche, die Aktionen und Projekte koordinieren und mit Städten und Landkreisen gemeinsam ökologische Maßnahmen planen. Der Billigheimer Bruch, ein Moorgebiet mit hoher Bedeutung für den Artenschutz, liegt von Nida und dem Team besonders am Herzen. Hier finden immer wieder Aktionen mit ehrenamtlichen Helfern statt, um das Refugium für zahlreiche, zum Teil seltene Vogelarten zu erhalten. „Hoffen-Projekt“ heißt ein anderes Vorhaben, das sich auf die Herxheim-Offenbacher Lößplatte bezieht. Hier, auf einer Ackerbaufläche, sind unter anderem vier Kilometer Graswege als Blühstreifen angelegt worden, auf denen Insekten wandern können.

Verständnis für Klimaproteste

Das soll kein Einzelfall bleiben, so von Nida. „Wir haben Biotopverbund-Vorschläge für die gesamte Südpfalz entwickelt, haben sämtliche Graswege kartiert“, berichtet er. „Und wo sind sie geblieben? Sie liegen in der Schublade. Es ist ein Trauerspiel, dass man nicht zu Potte kommt.“ Da kann man schon die Geduld verlieren. Was hält von Nida, der selbst immer auf Kooperation gesetzt hat, von den jungen Klimaverteidigern, die auf die Straße gehen, die sich sogar am Asphalt festkleben, um ihre Lebensgrundlage zu retten? Er ist voller Verständnis: „Die spüren ihre Ohnmacht und haben kapiert, dass sie richtig auf den Putz hauen müssen. Weil es ihnen an den Kragen geht. Denn es ist ihre Zukunft, für die sie kämpfen.“

Lesezeichen

Kurt von Nida: „Das Ändern ist des Wassers Lohn, so lernt vom Wasser die Region“, Knecht-Verlag, 192 Seiten, mit Zeichnungen von Maria Merrbach, ISBN 978-3-939427-65-0, 24 Euro. Am Donnerstag, 11. April, 19 Uhr, stellt der Autor sein Buch in der Stadtbibliothek Landau vor. Weitere Lesungen sind geplant.

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