750 Jahre Stadtrechte Michael Geither – wackerer Verteidiger der Festung Landau

Michael Geither auf einem Ölgemälde eines unbekannten Malers aus dem Jahr 1811.
Michael Geither auf einem Ölgemälde eines unbekannten Malers aus dem Jahr 1811.

Zwei Tage vor der Schlacht bei Waterloo wurde „einem wackeren Krieger und rechtlichen Manne“ die Landauer Verteidigungsanlage anvertraut. Johann Michael Geither ist in der Stadtgeschichte relativ unbekannt, dabei war er ein wichtiger Akteur.

Der General war Mitglied des napoleonischen Heeres. Geboren wurde er 1769 in Ubstadt bei Bruchsal; seine Eltern stammten aus Maikammer. Lange Zeit hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass er als 14-jähriger Schelm Tinte in das kirchliche Weihwasser geschüttet hatte und daraufhin aus Angst vor Konsequenzen davongelaufen sei. Er soll in das damals französische Landau geflüchtet sein und als Kindersoldat in der Armee begonnen haben.

Geither kämpfte in zahlreichen napoleonischen Kriegen mit. Damit einhergingen auch viele Auszeichnungen. Eine ganz besondere war der Ehrensäbel, den er während eines Ägyptenfeldzugs erhielt. Nach seinem Posten als Kommandant der Zitadelle von Straßburg war es am 26. Mai 1815 so weit: Es folgte die Berufung als Festungsgouverneur der Stadt Landau. Eine weitere Auszeichnung. Sein Vorgänger General Rapp inspizierte seine Tätigkeit genau. Einen Monat lang kam er jede Woche zur Kontrolle.

Bunte Truppe gut zusammengehalten

Die Truppen, die der damals gerade etwa 30 Jahre alte Geither vorgesetzt bekam, mussten auf ihn ernüchternd gewirkt haben. Sie waren an Heterogenität kaum zu übertreffen. Die Garnison bestand nämlich aus Rekruten ohne Militärausbildung, einem Bataillon vom 40. Infanterieregiment sowie Kanonieren, Grenadieren und Jägern der Landauer Nationalgarde. Doch Geither gab nicht auf und holte das Beste aus der Garnison heraus. Er trainierte mit den Männern die Verteidigung und versorgte die Stadt für die nächsten sechs Monate mit Lebensmitteln.

Anfang Juli 1815 war Landau dann komplett eingeschlossen. In dieser Zeit hatte Geither ein besonders wachsames Auge auf seine Truppe. Fehler wurden nicht geduldet. Die Belagerung lief bewusst ruhig ab. Die Beschießung der Festung an einem Juliabend kann da schon als Höhepunkt angesehen werden.

Falschnachrichten über Siege verbreitet

Kurz nach der Niederlage Napoleons bei Waterloo verbreitete Geither mit unerlässlichem Fleiß die falschen Nachrichten über die Siege der Revolutionspartei über die Royalisten. Dies blieb nicht folgenlos. Schon bald liefen erste Garnisonsoffiziere mit der roten, revolutionären Mütze umher. Allerdings war dieses von einigen nicht gern gesehen, sodass dem Kommandanten keine andere Wahl blieb, als das Tragen der roten Mützen zu verbieten. Nachdem die Bürger schließlich freiwillig die Unterwerfung an den französischen König Ludwig XVIII. anzeigten, kam Geither in Bredouille. Er selbst versuchte die Anbindung an die königliche Verwaltung mit aller Macht zu verhindern. Nach einigen Beschwerden wurde der Gouverneur von seinem Posten abgesetzt.

Auch wenn das Ende Geithers abrupt kam, so war die französische Garnison Napoleon doch am längsten treu. Geither bewahrte einen kühlen Kopf und half dabei, die Landauer Festung zu verteidigen. Nach den vier Belagerungen im Spanischen Erbfolgekrieg, der Belagerung 1793 und nun auch noch 1815 mussten sich die Leute gefragt haben, ob die Zeit der Belagerungen jemals ein Ende finden würde. Zu diesem Zeitpunkt ahnten sie noch nicht, dass es eine der letzten gewesen sein sollte.

jubilaeumslogo_750-jahre_landau (002)
x