Neustadt Inklusion am Glas: Erste Weinprobe in Gebärdensprache

Beschreibt Weingenuss in Gebärdensprache: Wein- und Kulturbotschafter Oliver Weintz.
Beschreibt Weingenuss in Gebärdensprache: Wein- und Kulturbotschafter Oliver Weintz.

Es ist die erste Veranstaltung dieser Art in Rheinland-Pfalz: Am Samstag haben 17 Mitglieder des Gehörlosenvereins Frankenthal zusammen mit Wein- und Kulturbotschafter Oliver Weintz vier Mußbacher Weingüter besucht. Bei der ersten Weinprobe in Gebärdensprache gab es die eine oder andere Herausforderung zu meistern.

Weinproben gehören im vom Weinbau geprägten Rheinland-Pfalz dazu. Ein Vergnügen, das Gehörlosen bisher verwehrt blieb. Dem möchte der Mußbacher Wein- und Kulturbotschafter Oliver Weintz jetzt Abhilfe schaffen. Weintz selbst ist hörend, aber mit gehörlosen Eltern aufgewachsen. Das Thema Gehörlosigkeit und Gebärdensprache begleitet ihn also schon sein ganzes Leben. „Ich wollte immer für Gehörlose dolmetschen, um meinen Eltern etwas zurückzugeben.“ Deshalb sei er mit seiner Idee für eine Weinprobe in Gebärdensprache auf den Gehörlosenverein Frankenthal zugegangen.

Los geht die Tour durch die Weingüter am Samstag in der Weinbiet Manufaktur an der Eselshaut. Auf zwei Weinfässern stehen Häppchen und Weinflaschen zur Verköstigung bereit. Mit Gläsern in den Händen stehen die 17 Gäste im Halbkreis um den Wein- und Kulturbotschafter herum. In Gebärdensprache erklärt er den Weg des Weins, vom Wingert bis in die Flasche. Doch gänzlich in Stille findet die Weinprobe deshalb nicht statt. Weintz spricht auch zu seinem Publikum, leise, dafür aber mit sehr auffälligen Mundbewegungen. So erleichtert er den Gehörlosen das Lippenlesen. Für Außenstehende gar nicht so einfach, alles zu verstehen.

Fachbegriffe umschreiben

„Wie schenke ich Wein richtig ein, wie genieße ich ihn richtig und welche Speise passt zu welchem Wein“, fasst er einige der Themen zusammen, die er den Teilnehmern näher bringen möchte. Nach der Probe begibt sich die Gruppe auf eine Führung durch den Betrieb. Beginnend an der ersten Station, in der die Trauben abgeladen, gewogen und vom sogenannten Grapescan auf ihre Qualität geprüft werden, erklärt Weintz den gesamten Herstellungsprozess. Unterstützt wird er dabei von Florian Hahn, der bei der Weinbiet Manufaktur für die Planung von Veranstaltungen zuständig ist.

Das Erklären ist dabei nicht ganz einfach. „Fachbegriffe, wie ,Cuvée’ oder ,Grapescan’, lassen sich nicht direkt in Gebärdensprache übersetzen“, erklärt Weintz. „Das muss man dann umschreiben, was oft sehr vieler Worte bedarf.“ Doch es gibt noch eine Herausforderung, die eine herkömmliche Weinprobe nicht mit sich bringt: Um ihn zu verstehen, muss jeder der Gäste Weintz sehen können. Deshalb habe man zuerst mit nur zehn Teilnehmern kommen wollen. „Aufgrund der großen Anfrage haben wir dann die Teilnehmerzahl auf 20 erhöht“, erklärt Weintz´ Ehefrau, Judith Weintz. Nach der Führung durch die Weinbiet Manufaktur geht es zur Schorleprobe weiter in den Herrenhof. Anschließend stehen noch Besuche im Weingut Buchert und Weingut Schäfer auf der Tagesordnung.

Startschuss für Zusammenarbeit

Wenn gewünscht, wolle er weitere Aktionen mit dem Verein planen, zum Beispiel einen Spaziergang auf das Hambacher Schloss, sagt Weintz. Die Zeichen für eine Zusammenarbeit scheinen gut zu stehen. „Uns hat es sehr gut gefallen“, sagt Ralph Faul, erster Vorsitzender des Gehörlosenvereins. „Gerne würden wir so etwas öfter machen.“

An einer Weinprobe habe Faul noch nie teilgenommen. „Der Tag war sehr interessant für mich. Ich trinke gerne Wein, am liebsten Rotwein.“ Heute steht zwar nur Weißwein im Angebot, einen Favoriten hat er trotzdem: „Der Chardonnay hat mir bis jetzt am besten geschmeckt.“ Auch Nadja Wronowski hat die Veranstaltung „super gefallen“. „Ich finde das wirklich toll, was Oliver Weintz hier anbietet“, sagt sie im Gespräch mit der RHEINPFALZ.

Auch Weintz ist am Ende des Tages zufrieden. „Mich haben alle verstanden“, resümiert er. Und das, obwohl er kein Diplom-Dolmetscher sei und deshalb nicht zu 100 Prozent sicher sein könne, immer alles richtig zu machen. Besonders freut ihn das große Interesse und die vielen Fragen: „Die beantworte ich natürlich alle sehr gerne.“

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