Speyer Neues Stück beim Theater „Dicke Luft“

Bei der Probe zum neuen Stück: Das Ensemble des Theaters „Dicke Luft“.
Bei der Probe zum neuen Stück: Das Ensemble des Theaters »Dicke Luft«.

Schrill, schräg, schaurig schön: Die jüngste Produktion der Speyerer Theatergruppe „Dicke Luft“ knüpft an Stücke mit Humor und Anspruch an, die das Ensemble seit Jahren auszeichnen. Die Proben für die Premiere der kriminellen Satire „Adel vernichtet“ unter der Regie von Norbert Franck am 2. Mai laufen auf Hochtouren. Wir haben vorbeigeschaut.

Die Innenansichten auf ein Detektivbüro in Chicago und ein Anwesen in der Nähe der Millionenstadt im US-amerikanischen Bundesstaat Illinois teilen sich die Bühne im Speyerer Alten Stadtsaal. Mit detailreicher Ausstattung und prachtvollen Kostümen haucht „Dicke Luft“ den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts neues Leben ein.

„Mantel aus, Hose hoch, wir spielen die erste Szene“, motiviert Franck Jutta Herz, ihren Platz vor dem Schreibtisch in der Detektei einzunehmen. Sie ist drauf und dran, ihren Sekretärinnenjob bei John Stanky (Andreas Flörchinger) zu kündigen. Der nimmt die langjährige Mitarbeiterin mit großen Recherchequalitäten nicht ernst. Vielmehr will er das perfekte Frühstücksei von ihr. Die Szene soll nicht die einzige Anlehnung an einen Loriot-Sketch bleiben. Das schiefe Bild, den Kosakenzipfel oder die Jodelschule hat der Autor Andreas Kroll bereits in den ersten beiden Akten seines Stücks „Adel vernichtet“ untergebracht.

Am liebsten ständig Morgenmäntel tragen

Franck zitiert die Adeligen zu sich. Theodora Hauser genießt ihren ersten Auftritt als Hausherrin des Landsitzes im Morgenmantel. Am liebsten würde sie ständig Morgenmäntel tragen, schwärmt sie vom rot-samtenen Hautgefühl. Als Elizabeth Bellingham hingegen bleibt ihr für solche Liebhabereien keine Zeit. Sie muss sowohl die Darsteller als auch die Adelsgesellschaft bei Laune halten. Mit Kopf- und Fingerübungen stimmt sie die Schauspieler-Kollegen auf das ein, was kommt, für die adligen Verwandten hat sie schärfere Töne im Gepäck.

Franck wünscht sich „Rabbatz im Stehen“. Die Laiendarsteller tun ihm den Gefallen. Flörchinger weiß nicht, ob er seine Rollen-Schuhe nun an- oder ausziehen soll. „Aus.“ In dem Punkt geht Franck keine Kompromisse ein. Mit seinem Auftritt soll er warten, bis das Bühnenlicht erloschen ist. „Sonst sieht das blöd aus“, erklärt der Regisseur. „Sentimental Journey“, in den 30er-Jahren zwar noch nicht geschrieben, erklingt dennoch authentisch für die Zeit, in der sich das kriminelle Geschehen ereignet hat.

Auftritt Petra Fischer-Wolfert: Sie ist gleichzeitig Beobachterin, Kommentatorin und Erzählerin und führt beim Blättern durch ein dickes „Dreh“-Buchs durch das Stück. Auch für den Seifenblasen-Tanz um Flörchinger und Annegret Fritsch ist sie sich nicht zu schade.

Verwechslungen führen zu Verlobungen, Reichtum fördert nicht nur in „Adel verpflichtet“ Erpressung. In der Satire ist sie indes ungleich unterhaltsamer als im richtigen Leben.

„Black. Umbau.“ Franck geht der von den Darstellern geleistete Bühnen-Umbau keineswegs schnell genug. Gut, dass vor dem Premierentermin noch ein paar Proben liegen. Jetzt soll erst einmal ein Unwetter über den Adel hereinbrechen.

Ohne Medikamente überall Nashörner

Hanna Neuhaus und Kai Auffenfeld von der technischen Abteilung erzeugen entsprechende Geräusche, bevor die Hausherring Butler Alfred (Christian Stadler) mit Aufträgen wie „Staub eliminieren“ versorgt.

Stefan Schmitt schüttelt eine weitere Loriot-Anlehnung aus dem Ärmel, als Thomas Winston, der Choleriker mit dem schwachen Herz, „nur noch in Ruhe etwas sitzen“ will. Kurz darauf friert er gemeinsam mit allen Darstellern ein, weil Fischer-Wolfert die Geschichte weitererzählt. Auch Helen Winstons (Ilo Hoffmann) Verwirrung lässt sie nicht aus. Ohne ihre Medikamente sieht sie überall Nashörner. Die snobistische Ashley Winston (Andrea Braun) wird mit ihrer Verbindung mit einem Heiratsschwindler konfrontiert. Hauser fällt ein, dass sie einen Textteil ausgelassen hat. Ungerührt davon geht „Adel vernichtet“ weiter. „Der Fall zog Kreise, tödliche Kreise“, liest Fischer-Wolfert. Der erste Vorhang fällt.

Info

Premiere: Donnerstag, 2. Mai, 20 Uhr, Alter Stadtsaal, Rathausinnenhof, Speyer. Weitere Vorstellungen 4. bis 6. und 9. bis 12. Mai, immer um 20 Uhr. Karten gibt es im Spei’rer Buchladen, Telefon 06232 72018. http://dicke-luft-theater.de

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