Saarland Rekordverdächtige Corona-Subvention: 345 Euro pro Plastik-Souvenir namens Saarvenir

Kommt jetzt in den „Kruuschkaschde“: das Saarvenir.
Kommt jetzt in den »Kruuschkaschde«: das Saarvenir.

Schnellrestaurants belohnen kleine Kinder mit einem kleinen, bunten Plastikhelden, wenn es ihnen gelingt, die Eltern in das Burgerlokal zu lotsen. Den packen sie zu Pommes und Hühnerklops in die Mahlzeittüte. Aufwand minimal, Erfolg maximal. Denn der Mini-Superheld kostet die Burgerkette nur ein paar Cent, dafür ist die Mc-Stube Favorit bei Kindern.

Pfiffig wie die Saarländer nun mal sind, kopierten sie vor einem Jahr die Nummer mit dem Plastikteil. Die Idee: Da es bisher kein richtiges Souvenir gibt, das man aus dem Saarland mitbringt, erfinden wir eins: Das Saarvenir war geboren.

Losverkäufer auf der Kirmes hätte Mühe, das Ding als Trostpreis loszuwerden

In Pisa werden schiefe Türme als Souvenir angeboten, in New York Freiheitsstatuen, in Skandinavien Miniatur-Wikinger und Elche. Und auf welche Idee kam das Saarland? Nun, man nahm eine Abtei, die Saarschleife, Lyoner und vieles mehr, bastelte alles zusammen – und heraus kam ein kleines, graues Ungetüm, vollständig aus Plastik und so billig aussehend, dass ein Losstand auf der Kirmes Mühe hätte, das Ding als Trostpreis loszuwerden.

Stolze 20,80 Euro

Doch von wegen billig: Um Wertigkeit vorzugaukeln, verlangte der eigens eingerichtete „Saarvenirladen“ als Exklusivverkäufer stolze 20,80 Euro für das Teil.

„Außergewöhnlich - wie das Saarland eben“

Auch im Saarland herrscht Meinungsfreiheit. Der saarländische Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD), der den Plastikwürfel schaffen ließ, nannte das Saarvenir „einzigartig, ikonisch und außergewöhnlich. Wie das Saarland eben.“ Er meinte das nicht ironisch. Sonst hätte er wohl kaum 230.000 Euro dafür ausgegeben, um dem Souvenir auf die Welt zu helfen und es zu bewerben.

Nach einem knappen Jahr hat die Tourismuszentrale des Bundeslandes das Plastikstück 666-mal verkauft, nach eigenen Angaben. Also nicht ganz zwei Exemplare pro Tag. Wobei sowohl unklar bleibt, wie ausgerechnet diese Schnapszahl zustande kommt, als auch, ob es sich tatsächlich um echte Verkäufe handelt, oder ob da nicht irgendeine saarländische Einrichtung aus Mitleid mit den Machern einen Sammelbestellung für die nächste Weihnachtsfeier tätigte.

Schicht im Schacht für das graue Etwas

Aus dem Saarvenir wird kein Schrecken ohne Ende, vielmehr ist jetzt Schluss, aus, Feierabend. Oder wie man im Saarland sagt: Schicht im Schacht. Die Produktion wird eingestellt, und das Souvenir verschwindet auf Nimmerwiedersehen im großen „Kruuschkaschde“ der saarländischen Geschichte.

Einzigartig, und da hat Minister Barke nun mal recht, war das Souvenir auf jeden Fall: Jedes einzelne Exemplar wurde mit rekordverdächtigen 345 Euro subventioniert. Man gönnt sich im Saarland ja sonst nichts. Und woher kam das Geld? Aus Mitteln zur Überwindung der Corona-Krise. Eine sinnvollere Verwendung der 230.000 Euro hatte dem Minister partout nicht einfallen wollen.

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