Meinung Pistorius’ Frischzellenkur für die Bundeswehr

Trifft den Ton der Truppe: Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) beim Besuch einer Nato-Übung.
Trifft den Ton der Truppe: Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) beim Besuch einer Nato-Übung.

Was bei der Reform des Verteidigungsministers fehlt, ist die Rückkehr der Wehrpflicht. Das dürfte die nächste Reform sein.

Lange Jahre war die Bundeswehr die Spardose der Nation. Verteidigungsminister mehrerer Bundesregierungen ließen die Truppe am langen Arm verhungern. Das Resultat ist bekannt: Beim Heer, bei der Marine und den Luftstreitkräften herrscht Mangelwirtschaft.

Bei ihren Auslandseinsätzen bewies die Bundeswehr wahres Improvisationstalent, vernachlässigt wurden aber die Fähigkeiten zur Landes- und Bündnisverteidigung. Auch das ist nichts Neues, es wurde nur allzu lange nicht beachtet – bis es zur neuen fundamentalen Bedrohungslage aus dem Osten kam.

Manche Personalstelle überflüssig

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) verpasst den deutschen Streitkräften nun eine Frischzellenkur. Deren Anwendung wird mit Blick auf die bekannten Beharrungskräfte in der Truppe nicht ohne Reibungsverluste über die Bühne gehen. Denn so manche Personalstelle dürfte überflüssig werden, etwa bei den Inspekteuren. Doch der Ansatz ist völlig vernünftig: Mehrfachzuständigkeiten müssen abgebaut, Verantwortlichkeiten klar definiert und Operationen aus einer Hand geführt werden.

Und wenn man die Augen geradeaus Richtung Zukunft richtet, ist es zwingend logisch, dass die Abwehr von Cyber-Attacken und Desinformation stärker in den Fokus gerückt werden muss als bisher. Daher ist es klug, dass Pistorius die drei Teilstreitkräfte um die Experten der elektronischen Kampfführung und Aufklärung auf dann vier erweitert.

Zu wenig Personal

Was Pistorius’ Neuordnung nicht direkt berührt, ist die Großbaustelle Personal. Zuletzt ist die Anzahl der Soldaten auf unter 182.000 gesunken, also weit entfernt vom erklärten Ziel von 203.000 Soldaten im Jahr 2031. Man darf annehmen, dass eine wie auch immer geartete Rückkehr der Wehrpflicht die nächste Reform des Ministers sein wird.

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