Frankenthal/Bobenthal Ein Leben für Gehörlose: Trauer um langjährigen Pfalzinstitutsleiter Herbert Breiner

Für seinen Einsatz bekam Herbert Breiner, hier kurz vor seinem 90. Geburtstag, unter anderem das Bundesverdienstkreuz.
Für seinen Einsatz bekam Herbert Breiner, hier kurz vor seinem 90. Geburtstag, unter anderem das Bundesverdienstkreuz.

Aus dem Herzensanliegen von Herbert Ludwig Breiner, Menschen mit Hör- und Sprachdefiziten gezielt zu fördern, wurde sein Lebenswerk. Der ehemalige Direktor des heutigen Pfalzinstituts für Hören und Kommunikation ist am Donnerstag im Alter von 94 Jahren gestorben.

Schon zu Beginn seines langen und erfüllten Berufslebens suchte Breiner einen Weg, um jungen Gehörlosen die Welt des Schalls zu öffnen und ihnen die Lautsprache zugänglich zu machen. Als er nach seinem Lehramtsstudium für Grund- und Hauptschule nach Frankenthal kam, hieß seine Wirkungsstätte noch Pfälzische Gehörlosenschule. Nur Lehrer für Taubstumme zu sein, war dem gebürtigen Südwestpfälzer aus Bobenthal (nahe der deutsch-französischen Grenze) zu wenig. Er bildete sich weiter, legte die Staatsprüfung für das Lehramt an Gehörlosen-, Schwerhörigen- und Sprachheilschulen ab, studierte anschließend Psychologie und Psychopathologie und promovierte an der Universität Heidelberg mit Prädikat.

24 Jahre lang – von 1969 bis 1993 – leitete Herbert Breiner die zwischenzeitlich in Pfalzinstitut für Hörsprachbehinderte umbenannte Einrichtung des Bezirksverbands, die er kontinuierlich weiter ausbaute und ihr zu beispielhaftem Renommee verhalf. Es gelang ihm, als Projektleiter einen zehnjährigen Forschungsauftrag zur Schallanalyse und Sprachvermittlung über elektrokutane Sensibilität, also dem Empfinden der Haut für elektrischen Strom, an Land zu ziehen. Das entwickelte Gerät war die Vorstufe der heutigen Cochlea-Implantate.

Zahlreiche Ehrenämter

Der vierfache Vater hat sich um die präventive Integration Hörgeschädigter verdient gemacht und ein Mediatorenmodell eingeführt. Unter seiner Ägide entstand auch das Internatsdorf im Meergartenweg, das den Schülern eine Berufsausbildung und nachschulische Betreuung ermöglicht. Breiner hat zahlreiche fachspezifische Beiträge verfasst und war Gründungspräsident des Bundesverbands für Lautsprache und Integration hörgeschädigter Menschen. Sein unermüdliches Engagement wurde unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Landesverdienstorden honoriert.

Herbert Breiner, der zu den Gründungsmitgliedern des Lions-Clubs Frankenthal zählt und als praktizierender Katholik in der Pfarrei St. Dreifaltigkeit ehrenamtlich tätig war, ging im Ruhestand vorwiegend künstlerischen und kunsthandwerklichen Beschäftigungen nach. So hat er sein 1733 erbautes Elternhaus Mitte der 1990er-Jahre in Eigenleistung originalgetreu restauriert. Der Verstorbene wird am Samstag, 4. Mai, 10 Uhr, auf dem Friedhof in Bobenthal beigesetzt.

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